[Equal] Neues Departement Umweltwissenschaften

Corine Mauch mauch at interface-politikstudien.ch
Thu Feb 26 11:37:07 CET 2004


Liebe Equals

Einige von euch haben möglicherweise auch letzte Woche die stolze
Broschüre zur Neugründung eines ETH-Departementes erhalten: Das
Departement Umweltwissenschaften. Der neue Departementsvorsteher
beschreibt im Vorwort die Bedeutung dieses Arbeitsbereichs und setzt ihn
mit dem Erfordernis der Umsetzung des umfassenden Konzepts der
Nachhaltigen Entwicklung in Verbindung. Das neue Departement der ETH
verfolgt - so seine Worte -  in der Forschung und der Lehre einen
systemorientierten und multidisziplinären Ansatz. Das tönt gut.
Umso mehr ist dieses neue Departement  -  insbesodere im Kontext der
inhaltlichen Ansprüche, die es erhebt -  ein ausgewachsener Skandal. Die
Broschüre stellt die 21 Professuren des neuen ETH-Departementes vor: 21
ProfessoREN und 0 (in Worten: Null) ProfessorINNEN - das heisst: 100
Prozent Männer auf Professorenstufe, bei einem Gesamtbestand von 21!!
Nicht einmal  eine einzige Alibi-Frau haben sie gschafft!
Kann eine solche Wissenschaft, eine ETH und ein neues D-UWIS  mit
seinen  "Nachhaltigkeits"-Phrasen, die es ertönen lässt, gegründet im
Jahre 2004, überhaupt noch irgendwo glaubwürdig sein mit seinen
Ansprüchen?!? Beinhaltet nicht gerade das Konzept der Nachhaltigkeit
mehr als Ökologie, nämlich auch gesellschaftliche, wirtschaftliche und
kulturelle Elemente?? Und sind nicht gerade Fragen der Gleichstellung
und der Verteilgerechtigkeit zentrale Aspekte des
Nachhaltigkeitsgedankens?!
Derartigen Strukturen und ihren Vertretern (bis in die obersten
Entscheidungsebenen der ETH!) kommt meiner Ansicht nach die
gesellschaftliche Legitimation heute gänzlich abhanden. Leider haben
diese Köpfe von vorgestern offenbar immer noch sehr das Sagen. Die
hehren Vertreter der aufgeklärten Wissenschaft  verharren  im
Mittelalter der patriarchalen Machtsicherung. Wann werden solche Köpfe
(die Entscheider auf allen Stufen, vorallem auch die weit oben) endlich
ausgewechselt und durch glaubwürdigere und weniger von
gesellschaftlichen Notwendigkeiten losgelöste und abgehobene
VertreterInnen der Wissenschaft ersetzt?

Mit wütenden Grüssen

Corine Mauch






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