AW: [Equal] Neues Departement Umweltwissenschaften

EqualOpportunity (PA) equal at pa.ethz.ch
Wed Mar 3 17:37:43 CET 2004


Liebe Corine

Wir möchten Deinen Brief an "die Equals" vom 26.2.04, wo Du Dich zur Tatsache äusserst, dass sich das Departement Umweltwissenschaften aus 21 Professoren und keiner einzigen Professorin zusammensetzt, nicht unbeantwortet lassen.

Wir kennen das Problem bestens, es ist ja nicht neu und wir sind damit auch nicht allein (vergleiche die Anzahl Professorinnen an den Universitäten). Es gibt eine Menge Untersuchungen die die Untervertretung von Frauen der Stufe Professur und generell in Führungspositionen analysieren. Sie kommen zum Schluss, dass hier ein strukturelles Problem vorliegt und dass es darum geht, Mentalitäten und Bilder in den Köpfen von uns allen zu ändern - und das braucht Zeit und gute Ideen.

Wir verfolgen eine kooperative Strategie, weil wir überzeugt sind, dass wir damit langfristig mehr erreichen als mit einem Konfrontationskurs. 

Wir haben das Thema anlässlich eines Gesprächs mit Herrn Kübler aufgegriffen - auch unsere Vorgängerinnen haben dies immer wieder gemacht. Es gibt an der ETH eine Art Berufungsmonitoring. Die Auswertung für die Wahlverfahren von 1990-2002 zeigt, dass in den 260 Wahlverfahren (inkl. Assistenzprofessuren) nur 8 % aller Bewerbungen von Frauen stammten. Von den in diesen 260 Verfahren gewählten sind 9 % Frauen. In 15 Wahlverfahren im Departement Umweltnaturwissenschaften variieren die Frauenanteile unter den Bewerbungen zwischen 0 und 21 %. Wir haben mit den Professorinnen diskutiert, wie man mehr Frauen dazu bringen könnte sich zu bewerben. Wir setzen uns auch zusammen mit den Professorinnen dafür ein, dass das Monitoring ausgebaut wird.

Wir haben im letzten Jahr eine neue Broschüre mit den Portraits aller Professorinnen an der ETH herausgeben um role models und potentielle Mentorinnen zu präsentieren. Die Publikation wird jährlich aktualisiert. Zudem widmen wir uns intensiv der Nachwuchsförderung, um junge Frauen zu ermuntern eine akademische Karriere anzustreben.

Letztes Jahr sind es genau 10 Jahre her seit der Gründung der Stelle für Chancengleichheit von Frau und Mann an der ETH. Wir haben bewusst auf eine Feier verzichtet, da wir der Ansicht sind, wir möchten Erfolge feiern und nicht Jahre. Wir starten anlässlich des Jubiläums im SS 04 mit einer neuen Reihe von ganz unterschiedlichen Veranstaltungen, die über ungleiche Chancen informieren, für Chancengleichheit sensibilisieren und zum Umdenken anregen. Du wirst bald mehr davon hören.

Du siehst, wir gehen das Problem an und setzen uns ein, damit wir bald über Erfolge berichten können.

Mit herzlichen Grüssen

Brigitte Manz-Brunner und Carla Zingg

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Brigitte Manz-Brunner    (brigitte.manz at pa.ethz.ch)
Carla Zingg              (carla.zingg at pa.ethz.ch)

Stelle für Chancengleichheit von Frau und Mann
(Office of Equal Opportunities for Women and Men)
ETH Zentrum, HG F 37.3, CH-8092 Zürich

Tel. + 41 (01) 632 6026 (Mo-Do)
mail: equal at pa.ethz.ch
www.equal.ethz.ch


> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: equal-bounces at lists.inf.ethz.ch 
> [mailto:equal-bounces at lists.inf.ethz.ch] Im Auftrag von Corine Mauch
> Gesendet: Donnerstag, 26. Februar 2004 11:37
> An: equal at lists.inf.ethz.ch
> Betreff: [Equal] Neues Departement Umweltwissenschaften
> 
> 
> Liebe Equals
> 
> Einige von euch haben möglicherweise auch letzte Woche die 
> stolze Broschüre zur Neugründung eines ETH-Departementes 
> erhalten: Das Departement Umweltwissenschaften. Der neue 
> Departementsvorsteher beschreibt im Vorwort die Bedeutung 
> dieses Arbeitsbereichs und setzt ihn mit dem Erfordernis der 
> Umsetzung des umfassenden Konzepts der Nachhaltigen 
> Entwicklung in Verbindung. Das neue Departement der ETH 
> verfolgt - so seine Worte -  in der Forschung und der Lehre 
> einen systemorientierten und multidisziplinären Ansatz. Das 
> tönt gut. Umso mehr ist dieses neue Departement  -  
> insbesodere im Kontext der inhaltlichen Ansprüche, die es 
> erhebt -  ein ausgewachsener Skandal. Die Broschüre stellt 
> die 21 Professuren des neuen ETH-Departementes vor: 21 
> ProfessoREN und 0 (in Worten: Null) ProfessorINNEN - das 
> heisst: 100 Prozent Männer auf Professorenstufe, bei einem 
> Gesamtbestand von 21!! Nicht einmal  eine einzige Alibi-Frau 
> haben sie gschafft! Kann eine solche Wissenschaft, eine ETH 
> und ein neues D-UWIS  mit seinen  "Nachhaltigkeits"-Phrasen, 
> die es ertönen lässt, gegründet im Jahre 2004, überhaupt noch 
> irgendwo glaubwürdig sein mit seinen Ansprüchen?!? Beinhaltet 
> nicht gerade das Konzept der Nachhaltigkeit mehr als 
> Ökologie, nämlich auch gesellschaftliche, wirtschaftliche und 
> kulturelle Elemente?? Und sind nicht gerade Fragen der 
> Gleichstellung und der Verteilgerechtigkeit zentrale Aspekte 
> des Nachhaltigkeitsgedankens?! Derartigen Strukturen und 
> ihren Vertretern (bis in die obersten Entscheidungsebenen der 
> ETH!) kommt meiner Ansicht nach die gesellschaftliche 
> Legitimation heute gänzlich abhanden. Leider haben diese 
> Köpfe von vorgestern offenbar immer noch sehr das Sagen. Die 
> hehren Vertreter der aufgeklärten Wissenschaft  verharren  im 
> Mittelalter der patriarchalen Machtsicherung. Wann werden 
> solche Köpfe (die Entscheider auf allen Stufen, vorallem auch 
> die weit oben) endlich ausgewechselt und durch glaubwürdigere 
> und weniger von gesellschaftlichen Notwendigkeiten losgelöste 
> und abgehobene VertreterInnen der Wissenschaft ersetzt?
> 
> Mit wütenden Grüssen
> 
> Corine Mauch
> 
> 
> 
> _______________________________________________
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> equal at lists.inf.ethz.ch 
> https://www.mail.inf.ethz.ch/lists/listinfo/eq> ual
> 



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