[Equal] zum ETHZ Jahresbericht 2005

Katharina von Salis vonsalis at dplanet.ch
Sun May 7 12:50:44 CEST 2006


Liebe equals,
neulich erhielt ich den Jahresbericht der ETHZ 2005, dem Jubeljahr 
150 Jahre ETHZ.
Und da werden bei mir ja auch nach bald 5 Jahren Pensionierung immer 
wieder einige Betrachtungen zur "Frauenfrage" faellig.
Und da wir dieses Jahr 15 Jahre seit der Einrichtung der 
"Frauenanlaufstelle" und das erste und bisher einzige 
Frauen-ETH-Bulletin feiern, moechte ich diese Betrachtungen ueber 
equal einer weiteren "Fangemeinde" kundtun. Einige unter den equals 
waren ja (praktisch fast) von anfang an dabei MERCI!
Vieles hat sich getan, lief "in die richtige Richtung". Anderes ist 
noch nicht so, wie ich/man es gerne haette.
Zudem ist der Frauenstreik vom 14. Juni auch bald 10 Jahr her, und 
ohne ihn haette sich wohl weniger bewegt.

Man weiss an der ETHZ, dass es Schelte absetzt, wenn die Frauen im 
Jahresbericht nicht auch bildlich in Erscheinung treten. Das wird mal 
besser, mal weniger gut umgesetzt. Der diesjährige Jahrgang zeigt:
Titelbild: zwei lächelnde, junge Frauen an einem Schreibtisch. Es 
sind Studentinnen, das kann man zuhinterst lesen.
Bilder Inhalt: Dann gehts aber bildmaessig schon recht maennlich 
weiter, jeweils mehr oder weniger im Vordergrund und erkennbar:
Maenner:  37
(Sportbild p. 46 mit ca. 15 Maennern nicht gezaehlt)
Frauen: 4 (inkl. die beiden auf dem Titelbild; aber ohne zwei total 
unscharfe Gesichter)
Damit haben die Frauen nur einen Bild-Anteil von knapp unter 10%. Bei 
den heutigen 30% Frauen bei den Studierenden ist das arg wenig.
Hinten kann man lesen, dass die Bilder von 5 Männern und 4 Frauen 
"und andere" geschossen wurden.
Konzept, Realisation und Redaktion stammt von einer Frau.
Tja.

Bei den üblichen Statistiken sind nicht durchgehend auch die 
Frauenanteile angegeben. Mir fehlt er sehr bei der Kurzfassung der 
Entwicklung der ETH, z.B. (Seite 4, d.h. da wo man schnell hinschaut).
Oder dann nur als Zahlen und nicht als Prozente, was den Vergleich 
mit frueheren Jahren erschwert. Schade
So ist es doch geradezu fantastisch, dass 2005 im Bauwesen 30% der 
Doktorate an Frauen gingen!

Frauenanteile Studium (BA; MA; Dipl.) leider nur als Zahlen und nicht 
als % angegeben (Seite 65).
Also habe ich das ausgerechnet:
ARCH: 44
BAUG: 24
MAVT: 6
ITET:  7
INFK: 11
MATL: 30
Biomed Techn. 22
MATH: 26
PHYS: 13
CHAB: 54
BIOL: 50 (ohne Sportl.)
TuSport: 50
ERDW: 32
UWIS: 43
AGRL: 59
MTEC: 15
GESS: 4  (wohl weil das u.a. die Berufsoffiziere sind?)

Total: 30 (29.98!) wenn man mit den UNI's vergleicht ist das wenig.
Wenn man mit vor ca. 8 Jahren vergleicht, waren es schon im WS 97/98 
ca. 26% Frauen...(die aelteren Zahlen finde ich gerade nicht)

Wenn man nun vergleichen will mit frueher, wird das nicht einfach, 
weil die Einheiten seit 1991, als wir anfingen, 
umdefiniert/umorganisiert/umbenannt wurden.
Viele Einheiten sind jetzt "im grünen Bereich" mit mehr als30% Frauen.
Einige sind im "blauen Bereich", hier definiert als 20-30% Frauen, 
sozusagen im Warteraum zum grünen Bereich.
Und dann sind da die Fachgebiete im roten Bereich, wo wir wohl nur zu 
einem deutlich hoeheren Frauenanteil kommen, wenn wir beim 
Studienanfang fuer Maenner eine Quote einfuehren...:-) oder ernsthaft 
das Studienfach "renovieren" - so wie es andere Laender/Kulturen 
vorgemacht haben.



Und dann noch die Feststellung, dass die ETH nirgends eine eklatante 
Frauenübermacht zu haben scheint - wo sind all die Pharmazeutinnen 
geblieben, die frueher gegen 75% eines Studienganges ausmachten? Bei 
AGRL (Agro/Lebensmitteltech.) gehts zwar in die Richtung, aber so 
extrem wie bei einigen Fachhochschulen wird's wohl kaum je.

Zum Personalbestand:
Professoren auf befristeten Stellen: 2004: 14%; 2005: 14%
Professorinnen auf befristeten Stellen: 2004: 40%; 2005: 35%
Tja - da besteht noch einiger Handlungsbedarf, auch wenn's in die 
richtige Richtung geht, sitzen da noch viele Frauen auf einem 
Schleudersitz.!

Befristete Stellen übriges Personal in Lehre und Forschung:
Männer 2004   78%;  2005  79%
Frauen 2004:  74%;  2005:  75%

Nur so, dass man klar sieht, warum personalentwicklungsmaessig eine 
ETHZ eine spezielle Institution ist.

Herzliche Gruesse
Katharina von Salis
die sich fragt, ob sie's noch erlebt, dass auch bei der 
Professorenschaft nur 14% der Professorinnen befristet angestellt 
sind...:-)
und es schade findet, dass die ETHZ ihre Jubelbriefmarke nicht auch 
zeigt - da waere ja glatt noch ein Frauenkopf mehr abgebildet 
gewesen...:-)

-- 
Katharina v. Salis
Pf 130
CH-7513 Silvaplana
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