[Equal] CfP - Schwestern

Sandra Da Rin darin at access.unizh.ch
Sun Mar 30 16:34:02 CEST 2003


CALL FOR PAPERS

Interdisziplinaeres Kolloquium an der Universitaet Regensburg zum Thema:

"Schwestern -
die wissenschaftliche Untersuchung
einer lebenslangen Beziehung"

Veranstalterinnen:
Prof. Dr. Gertrud Maria Roesch, Regensburg
Prof. Dr. Corinna Onnen-Isemann, Regensburg
Termin:  Freitag und Samstag, 27. / 28. Juni 2003
Ort: Universitaet Regensburg

Die Geschwisterkonstellation von Schwestern ist biographisch ebenso
bedeutsam wie die von Bruedern, findet aber in
der bisherigen Forschung weitaus weniger Beachtung. Dies erstaunt umso
mehr, als sie in den Kuensten seit der
Antike vorzufinden ist und bis in die Gegenwart auftritt. Frappierend
ist dabei die grosse Aehnlichkeit zwischen den in
Literatur, Film und bildender Kunst entworfenen
Schwesternkonstellationen und den realhistorischen
Beziehungsmustern, wie sie in Biographien, Autobiographien und in den
Human Interest Stories der Medien
entworfen werden.
Stereotypisierungen dieser Beziehung sind offensichtlich: Einerseits
sind Schwesternbeziehungen entweder
harmonisch bis zur symbiotischen Verschmelzung oder antagonistisch bis
zum (selbst)zerstoererischen Konflikt
inszeniert. Die zweite Form der Ausgestaltung ist weitaus haeufiger
anzutreffen und integriert zahlreiche
Oppositionspaare, in denen Weiblichkeit beschrieben wird: Die aeltere,
disziplinierte, intellektuell ambitionierte und
tendenziell asexuelle Frau steht einer juengeren, impulsiven,
unintellektuellen aber erotisch aktiven Schwester
gegenueber (z.B. A.v.Droste-Huelshoff: "Die Schwestern" (1841), Peter
Haertling "Grosse, kleine Schwester" (1998),
der Film ueber Hilary und Jacqueline Du Pré, die massenmediale
Darstellung von Caroline und Stephanie von
Monaco, den Kessler-Zwillingen oder den Schwestern Hellwig).
Indem sich fiktionale und realhistorische Entwuerfe der
Schwesternbeziehung derart vermengen und ueberschneiden,
braucht dieses Forschungsfeld im Schnittpunkt der Wissenschaften und
Kuenste das interdisziplinaere Gespraech
zwischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus allen
Disziplinen.
Wir moechten Sie bitten, dieses Kolloquium mit einem eigenen Beitrag zu
bereichern. Bitte schicken Sie uns Ihren
Titelvorschlag bis zum 15. April 2003  an die folgende Adresse:
Prof. Dr. Gertrud Roesch, Institut fuer Germanistik, Phil. Fak IV
(gertrud.roesch at sprachlit.uni-regensburg.de)
Prof. Dr. Corinna Onnen-Isemann, Phil. Fak. II, Gender Studies,
(corinna.onnen-isemann at paedagogik.uni-regensburg.de)
Universitaet Regensburg
Universitaetsstr. 31
93053 Regensburg

Das Kolloquium im Speziellen
Das Kolloquium soll die intensive Auseinandersetzung aus drei
verschiedenen Perspektiven ermoeglichen:

(1) Gesellschaftswissenschaftliche Aspekte
Welches Potential verbindet sich heute der Vorstellung von ‚Schwestern‘
in der Gesellschaft? Die emphatische
Indienstnahme von Schwesternschaft als Ausdruck von fragloser
Solidaritaet unter Frauen hat sich durch die
Emanzipationsbewegung als vordergruendig erwiesen und genauso
verabschiedet wie der karitative Aspekt von
‚Schwester‘, wie er traditionell mit weiblichem Pflegepersonal verbunden
ist.
Dennoch besteht eine ueberraschende und zukunftsweisende Entwicklung
darin, dass sich gerade in den letzten Jahren
Frauennetzwerke gebildet haben, in denen in einer differenzierten und
unideologischen Form weibliche Solidaritaet
zum Ausdruck kommt. Solche Organisationen reichen von den Mentorinnen in
grossen Firmen bis hin zu Wohn- und
Lebenskonzepten selbstaendiger Frauen, die sich nach dem Vorbild der
Beginengemeinschaften eine angemessene
Form des Zusammenlebens im Alter waehlen wollen.
In der Psychologie wurden Schwesterbeziehungen summarisch unter den
Geschwisterkonstellationen behandelt. Hier
lohnt sich eine Revision der bisherigen Thesen zur Geschwisterposition.
Vor allem ist zu fragen, wie
Schwesternpositionen eventuell zu vermitteln sind mit den erheblich
gewachsenen beruflichen Chancen und
Anforderungen an die Identitaet der Frauen heute.

(2) Medien-, kunst- und literaturwissenschaftliche Aspekte
Welche Schwesternkonstellationen werden hier bevorzugt aufgegriffen? Ist
das Medium schon die Botschaft, oder:
Wie weit laesst sich ein Zusammenhang zwischen der aesthetischen Form
und der Konzeptualisierung der
Schwesternbeziehung herstellen?
Die Konstitution der Schwesternbeziehung ist innerhalb der
Literaturwissenschaften bislang ein wenig beschrittenes
Feld; die motivgeschichtlichen Handbuecher von Frenzel und Daemmrich
(1988) und Daemmrich (1995) weisen
keinen Eintrag zu "Schwestern" auf.
Hier bietet sich die Gelegenheit, moeglichst unterschiedliche Entwuerfe
von Beziehungen zu praesentieren und auf
ihre epochenspezifische und sozialhistorische Signifikanz zu pruefen.

(3) Historische und rechtswissenschaftliche Aspekte
Anders als die Bruederlichkeit, die von den Protagonisten der
Franzoesischen Revolution als politisches Postulat
festgeschrieben wurde, diente Schwesterlichkeit im Zusammenhang mit der
Frauenemanzipation als politische Utopie.
Zu fragen ist hier, wie das Handeln und der Rang von Schwestern
entworfen und bewertet werden. Insbesondere
lohnend ist der Blick auf Rechtsordnungen unter dem Aspekt, welche
Stellung Schwestern zueinander einnahmen
(z.B. in Fragen der Vormundschaft, der Erbschaft).





More information about the equal mailing list