[Equal] Veranstaltungshinweis

[EqualOpportunity (SL)]

Sonntag, 1. März 2009, 12 Uhr, Vidmar:1, Könizstr. 161, Liebefeld
Bus 17 ab Bahnhof Richtung Köniz bis Hardegg/Vidmar 

Eintritt frei

 

 

Denkraum: Nehmen Sie Ihr Gender 
selbst in die Hand, Madame!

 

Von den Antinomien des Konzepts "gender" und seiner Passfähigkeit zu neoliberalen Menschenregierungskünsten

Der Begriff "gender" hat eine beeindruckende Karriere: Der Experimentierstube eines zwielichtigen Sexologen der 1950er Jahren entsprungen, fand er in etwas veränderter Form bald Aufnahme in die feministische Theorie und ist heute aus der etablierten Geschlechterpolitik kaum mehr wegzudenken. Obwohl es sehr unterschiedliche Auslegungen des Konzepts gibt, scheint sich sein kleinster gemeinsamer Nenner in der Vorstellung zu finden, dass sich die Asymmetrie zwischen Männern und Frauen im wesentlichen über normative Rollenerwartungen und -zuschreibungen hält. Seine subkulturelle, radikalste Ausprägung fand der Begriff in der queer-Bewegung, die neben Rollenzuschreibungen den Zwang zur Zweigeschlechtlichkeit in Frage stellt. 

Der Denkraum will die Annahme einer solchen Radikalität zur Diskussion stellen, indem er von der Beobachtung ausgeht, dass das gegenwärtige Geschlechterregime längst nicht mehr über Geschlechtszuschreibungen operiert, sondern umgekehrt von den Regierten gerade verlangt, von ihrem Geschlecht zu abstrahieren. Wir stehen damit vor einer problematischen Konvergenz: Was Kritik ist, und was als Sozialtechnologie von aussen an uns herangetragen wird als Anforderung, ist kaum mehr zu unterscheiden. So ist gegenwärtig eine merkwürdige Verschränkung der Utopien von queering gender mit Sozialtechnologien wie beispielsweise dem gender-Training festzustellen, wobei beide Ansätze mit ihrer Fokussierung auf Identitäten und das Verhalten eine Art Verhaltenstherapie des Geschlechterverhältnisses anzustreben scheinen. 

Tove Soiland studierte Geschichte und Philosophie in Zürich. Sie ist freischaffende feministische Theoretikerin, Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten und bietet im Rahmen des VPOD Zürich regelmässig Seminare für Frauen zu politischer Ökonomie und feministischer Theorie an. Sie verfasste eine Dissertation zu Luce Irigarays Denken der sexuellen Differenz (im Erscheinen).

 

Mit Tove Soiland, Mitgliedern des Schauspielensembles und Gästen 

 

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