[Equal] Literaturhinweis

EqualOpportunity (PA) equal at pa.ethz.ch
Tue Jul 6 09:37:58 CEST 2004


   Liebe Equals 

	Hier bekommen Sie eine Kurzbesprechung zum neuen Buch von Prof. Dr. Walter Hollstein, das ich für persönliche und 
	berufliche Arbeit und erspriessliche Fortkommen der Gesellschaft als grundlegend und bedeutend einstufe. Informieren Sie mit 
	dem Text gerne weitere Interessierte, auch Medien. 
	Alles Gute, besten Dank und Gruss 
	Susanna Fassbind 
	Loretostrasse 9 
	CH-6300 Zug 
	  

	Frauen und Männer: Nach wie vor ein Ungleichgewicht 
	Die Zukunft gehört den Frauen, die Vergangenheit den Männern 

	Zwischen Frauen und Männern gibt es trotz jahrzehntelanger Bemühungen von  Politik und Wirtschaft nach wie vor erhebliche soziale und kulturelle Diskrepanzen. Im Gegensatz zu dem, was von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, zeigen sich Benachteiligungen aber inzwischen auch zunehmend auf Männerseite. Das ist das Ergebnis von Walter Hollsteins neuer Studie "Geschlechterdemokratie"; es handelt sich dabei um überhaupt die erste Gesamtdarstellung der Geschlechterbeziehungen im deutschsprachigen Raum. 

	Frauen noch benachteiligt 
	Aufgrund umfassenden empirischen Materials stellt Hollstein fest, dass viele Frauen nach wie vor materiell benachteiligt sind.Sie verdienen im Durchschnitt erheblich weniger als Männer, besitzen die geringeren Aufstiegschancen - auch bei gleicher Qualifikation -, sind politisch schlechter vertreten und müssen noch immer den Großteil der Arbeit im Haushalt und bei der Kindererziehung übernehmen, selbst wenn sie ebenfalls erwerbstätig sind. Längerfristig besehen erhöht sich allerdings die Mitverantwortung der Männer im Privatbereich; die politische Repräsentation der Frauen hat sich in den vergangenen Jahren 
	verstärkt, und ihre Erwerbsquote steigt, während die der Männer kontinuierlich fällt. Auch wurden in den vergangenen drei Jahren mehr Männer arbeitslos als Frauen. Perspektivisch lässt sich feststellen, dass die Zukunft den Frauen gehören wird, während die Männer in der Vergangenheit dominiert haben. 

	Männer immer mehr im Minus 
	Die Aussichten der Männer verschlechtern sich immer mehr. Sie verlieren nicht nur an Macht und Prestige, sondern einer wachsenden Anzahl von nur unzureichend ausgebildeten Männern droht die Proletarisierung. Damit sind auch Gefahren einer steigenden Kriminalität, des anwachsenden Rechtsextremismus und einer zunehmenden Gewaltbereitschaft verbunden. 
	Verstärkt werden diese Tendenzen durch die zunehmenden Rollen- und Identitätsprobleme von Männern. Dies alles hat die offizielle Politik bisher noch nicht zur Kenntnis genommen. Nur in Österreich gibt es seit drei Jahren eine "Männerpolitische Grundsatzabteilung" im Ministerium für soziale Sicherung. Im Bildungsbereich sind Männer inzwischen das unterprivilegierte Geschlecht; sie stellen die übergroße Mehrheit von Schulversagern, Schulschwänzern, Problemkindern und Frühkriminellen. Benachteiligt sind Männer auch im 
	Gesundheitsbereich. Männer sterben siebenmal häufiger an HIV-Infektionen, fünfmal häufiger bei Verkehrsunfällen, viermal häufiger bei Gewalttaten, dreimal häufiger bei Selbsttötungen, an Herz- und Kreislauferkrankungen und an Lungenkrebs, zweimal häufiger an Leberzirrhose, Diabetes und infektiösen Erkrankungen. Die Lebenserwartung von Männern liegt um mehr 
	als sechs Jahre unter der der Frauen. 

	Weiterentwicklung beider Geschlechter ist dringend 
	Der Gedanke, dass auch Männer in bestimmten Bereichen benachteiligt sein könnten, darf erst gar nicht gedacht werden; er widerspricht der landläufigen "political correctness". Das öffentliche Bewusstsein wird auch heute noch beherrscht von der feministischen Ideologie mit ihrem Allgemeinplatz von der generellen Unterprivilegierung und Opferrolle der Frau. Wie Hollstein 
	durch die grosse Datensammlung und die sehr differenzierte Beurteilung aufzeigt, ist diese Haltung für unsere Gesellschaft kontraproduktiv - vor allem auch wegen der in die Milliarden gehenden Folgekosten dieses Ungleichgewichts. 
	Insofern fordert Hollstein ein Umdenken in der Geschlechterdebatte und eine neue Politik, die sich neben der Probleme von Frauen und Mädchen auch der Schwierigkeiten von Männern und Jungen annimmt. Seine belegte These lautet, dass ohne eine Veränderung von Mannsein auch die Emanzipation der Frauen nicht wirklich gelingen kann. 

	Walter Hollstein, Geschlechterdemokratie. Männer und Frauen: Besser miteinander leben. Verlag für Sozialwissenschaften. 
	Wiesbaden Juni 2004, ISBN 3-8100-3978-0 
	  

-------------- next part --------------
An HTML attachment was scrubbed...
URL: https://mailman.inf.ethz.ch/mailman/private/equal/attachments/20040706/68b9c9d1/attachment-0001.html


More information about the equal mailing list