[Equal] in- und ausländ. Prof.an der ETHZ seit 1990
Katharina von Salis
vonsalis at dplanet.ch
Fri Mar 11 14:28:45 CET 2005
Liebe equals,
hie und da habe ich mich gewundert, wie das wohl ist mit unserer
Frauenförderung in Akademia - wohin führt das, kommen nach und nach
auch Schweizerinnen zum Zug resp.werden wirklich Professorinnen -
denn es sind ja zu 80% SchweizerInnen, deren Steuern wir da in
Frauenförderung reinstecken.
Bei den Universitäten haben wir die Zahlen noch nicht so erhoben/angeschaut.
Aber die ETH Zürich hat auf der homepage die Statistiken aus ihrem
Jahresbericht 2003
(<http://www.cc.ethz.ch/docs/index>http://www.cc.ethz.ch/docs/index)
und zeigt da, woher die berufenen Professoren und Professorinnen
gekommen sind mit Amtsantritt in den Jahren 1990-1997und 1998-2003.
Der Unterschied zwischen den Berufungen 90-97, mehr oder weniger
unter Praesident Nuesch (CH) mit 50% aus CH und 24% aus D und dann
98-03 mehr oder weniger unter Praesident Kübler (D) mit nur noch 32%
aus CH und 33% aus D ist recht massiv. Ich habe dann anhand der
Broschuere der Stelle fuer Chancengleichheit an der ETHZ die Zahlen
nur bei den Professorinnen erhoben udn ausgewertet.
Und da ist es noch massiver:
1990-97 traten insgesamt 10 Frauen eine Professur an; z.T.zuerst als
Ass. Prof., was aber damals noch rel.selten war. Alle waren dann aber
1997 in einer ao/o Professur. Ihre Nationalitäten: 4 aus der Schweiz,
2 Deutschland, 1 Österreich, 1 USA, 2 United Kingdom. Echt
international mit passender Beteiligung aus CH.
1998-2003 traten insgesamt 16 Frauen eine Profsessur an.
Davon 3 auf SNF-Stellen -also eigentlich nicht ganz ETHZ: 1 D, 1 NL,
1 It - klar hier kein Foerderinstrument fuer die lokale weibliche
Jugend...:-)
Sowie 7 Ass.Prof., also noch Schleudersitze: 4 D, 2 Schweiz, 1 Türkei
Und endlich 6 ao & o Prof. aus: 5 D und 1 It
Also nur 2 Frauen aus der Schweiz erhielten seit 1998 eine Chance,
ihr Koennen an der ETHZ zu beweisen. Gegenüber 14 aus anderen
Laendern.
Entweder muss man daraus den Schluss ziehen, dass die Schweizerinnen
ziemlich unbegabt sind. Oder dass ihre Begabung zu Hause nicht (mehr)
gefragt/geschaetzt wird oder dass sie gar diskriminiert werden?
Man kann daraus Diverses schliessen:
- es braucht noch gewaltig mehr Foerderung der Chancengleichheit in der Schweiz
- es lohnt sich kaum, weiterhin in die Foerderung der
Chancengleichheit in der Schweiz zu investieren, denn Schweizerinnen
haben eh kaum eine Chance hier
- es braucht eine/n SchweizerIn als neue/n PraesidentIn der ETHZ
- der "akademische Markt" ist international, und es ist extrem
schwierig, sich da zu behaupten. Als Frau noch schwerer als als Mann.
Aber dann verwundert die Deutsche Übermacht bei den neuen Frauen (10
von total 16 Professuren oder 63% zwischen 1998 und 2003) doch
einigermassen. Denn wer an der ETHZ als Prof. angestellt wird bekommt
einige Jahre Zeit um Deutsch zu lernen.
Ist diese Deutsche Übermacht auf ProfessorInnen-Niveau ein Problem,
oder koennte sie es werden - oder eher ein Segen?
JEIN - fuer die jungen Schweizerinnen koennen Deutsche Professorinnen
nur beschränkt als Rollenmodelle wirken. Die Studierenden lernen
dafuer besser Hochdeutsch. Aber Deutsche haben eher Muehe in
CH-nationalen Kommissionen, wo neben D auch F und I gesprochen wird.
Also muessen dahin meist SchweizerInnen delegiert werden, was wohl
bei ihrer abnehmenden Zahl eher immer schwieriger wird. Dafuer sind
sie oft besser versiert im E, was in internationalen Kommissionen
praktisch ist.
Wir koennen auch hoffen, dass, wie am Anfang des Frauenstudiums an
der UNI ZH und an der ETHZ, es eben die Auslaenderinnen - damals oft
Russinnen - waren, die den noch etwas zurueckhaltenden Schweizerinnen
den Weg wiesen.
Aufwachen, DornroesCHen!
Eine Diskussion zum Thema sei hiermit lanciert.
Ein angenehmes Wochenende wuenscht
Katharina von Salis
die hofft, dass sie sich nicht irgendwo doch noch verzaehlt hat
--
Prof. K. von Salis Perch-Nielsen
Präsidentin Lenkungsausschuss
Bundesprogramm Chancengleichheit an Universitäten
Glärnischstr. 11
8805 Richterswil
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