[Equal] traumjob

Sabine Raeder sraeder at ethz.ch
Wed Jun 1 12:30:05 CEST 2005


Liebe equals,

ich habe die ersten vier traumjob Sendungen gesehen, weil mein  
Partner (er ist Personalmanager) eine Bewertung dieser Sendung für  
die Zeitschrift hr-today abgeben musste. Weder mein Partner noch ich  
hätten sonst traumjob angesehen. Wir fanden beide, dieses  
Auswahlprozedere hat wenig mit einem seriösen Personalauswahlprozess  
zu tun. Die Kriterien sind zu Beginn des Prozesses nicht klar: Wie  
sehen die Anforderungen der zu besetztenden Stelle aus? Welche  
Kompetenzen werden vom Bewerber erwartet? Ist es eine  
Führungsaufgabe? etc.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die Aufgaben, die die  
Bewerber bewältigen müssen, in irgendeinem Zusammenhang zur  
ausgeschriebenen Stelle stehen. Es wird von einer Projektleiterstelle  
gesprochen. Die Bewerber müssen Toilettenpapier verkaufen, Rosen  
anpreisen, Werbung für Swisscom Mobile entwickeln, eine Bar betreiben  
etc. Da die Anforderungen der Stelle nicht klar sind, lässt sich auch  
schwer entscheiden, ob die Bewerber Ihr Verkaufstalent später  
brauchen. Die Aufgabe, ein Video für Swisscom Mobile zu entwickeln,  
schien mir jedoch als einzige wenigstens etwas relevant zu sein für  
eine Projektleitertätigkeit.

Die Auswahlentscheidung wurde jeweils sehr subjektiv getroffen.

Vor diesem Hintergrund war die Entscheidung der jungen Frau, das  
erste erfrischend Positive, was mir in dieser Sendung aufgefallen  
ist. Sie hat gesehen, dass dieses inszenierte Bewerbungsspiel  
Schwachsinn ist. Und sie hat ihren Abschied auf eine smarte Weise  
durchgezogen und es dem Mächtigen (wie heisst er gleich?), der alle  
Fäden ziehen will, erlaubt, sein Gesicht nicht zu verlieren.

Ich habe Achtung vor ihrer Entscheidung!

Gruss,
Sabine Raeder

Am 01.06.2005 um 12:04 schrieb elisabethdumont at bluewin.ch:

> Liebe Katharina,
> Liebe Equals,
>
> Eine Aufnahme habe ich leider nicht, ich habe gerade in dem Moment  
> zugeschaltet
> als die junge Frau am Aufgeben war. Mir gingen die gleichen  
> Gedanken durch
> den Kopf wie Katharina. Ich fand es sehr schade, vor allem wo die  
> "Berater"
> sie noch ermutigen wollten weiter zu machen.
>
> Meiner Meinung nach, liegt das ganze Problem in unserer  
> Sozialisation. Eine
> "richtige Frau" ist sanftmütig, zrückhaltend und aufopfernd und  
> nicht ehrgeizig,
> kämpferisch und egoistisch. Ich habe die Sendung nicht gesehen,  
> deshalb
> kann ich auch nicht sagen, was genau passiert ist. Aber ich kann es  
> mir
> lebhaft vorstellen: Wahrscheinlich wurde ihr bewusst, dass sie  
> kämpfen muss,
> wahrscheinlich wurde sie auch verletzt, wie das bei einem  
> Wettbewerb eben
> üblich ist, wahrscheinlich musste sie einsehen, dass nicht alles  
> mit Kooperation
> und Harmonie zu gewinnen ist. Frauen können mit Wettbewerb und  
> Konkurrenzkampf
> schlecht umgehen, weil sie es nie gelernt haben. Jungen lernen das  
> von klein
> auf, sie spielen meist in Gruppen und lernen sich zu behaupten oder  
> wenigstens
> diesen ganzen Konkurrenzkampf nicht so persönlich zu nehmen. Ich  
> merke das
> auch an der Arbeit, dass Männer mit solchen Situationen viel  
> spielender
> umgehen als Frauen. Junge Mädchen werden auf Harmonie getrimmt,  
> spielen
> meist in Päärchen oder kleinen Gruppen miteinander. Sie lernen  
> Konflikte
> nicht offen auszutragen.
>
> Macht gilt für Frauen als nicht wünscheswert, sie können auch nicht  
> viel
> Ansehen dadurch gewinnen, im Gegenteil: Frauen an der Macht wird  
> oft jede
> Weiblichkeit abgesprochen. Das sieht man ja jetzt auch wieder in  
> Deutschland:
> Da wird Angela Merkel kritisiert, dass sie eine "Eiserne
> Lady" sei wie Frau Thatcher. Ist Stoiber denn so viel sozialer,  
> friedlicher,
> netter???? Nein, ist er nicht, aber bei Männern ist das auch nicht  
> gefragt.
>
> Gurss,
>
> Elisabeth Dumont (keine Fachfrau, aber an Gender Fragen  
> interessiert und
> Tochter des einzigen "Fach"mannes im Gender Study Group der  
> Universität Luxemburg)
>
>
>
>> -- Original-Nachricht --
>> Date: Tue, 31 May 2005 19:53:56 +0200
>> To: equal at lists.inf.ethz.ch
>> From: Katharina von Salis <vonsalis at dplanet.ch>
>> Subject: [Equal] traumjob
>>
>>
>> liebe equals,
>> ich habe die Sendung am 22. Mai, die  Judith Schlaepfer gerne haette,
>> auch gesehen (und nicht aufgenommen - es war mein erster Blick auf
>> das Format). Da gibt eine Frau freiwillig auf - sie waere ev. eine
>> Runde weitergekommen (oder auch nicht)  und zieht sich zurueck. Wie
>> das eben so ist, immer wieder. Sie hatte sicher ihre guten Gruende,
>> die sie, so habe ich ein Gefuehl gehabt, nicht wirklich offenlegen
>> wollte. Aber das Resultat ist dann halt wieder eine Frau weniger die
>> es aufnimmt im Wettbewerb mit anderen Frauen und Maennern zu
>> bestehen. Das Ziel war ihr kein Ziel mehr.
>> Was meinen die Fachfrauen im Personalwesen, Psychologie u.a., die die
>> Sendung gesehen haben dazu?
>> Fragt
>> Katharina von Salis
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